1.1 Was ist eine Prostata?
1.2 Was ist ein Prostatakarzinom?
1.3 Wie entwickelt sich der Prostatakrebs?
1.4 Welche Symptome treten beim PCa auf?
1.5 Welche Metastasen können auftreten?
1.6 Wie kann man Metastasen feststellen?
1.7 Wie kann man vorsorgen?
1.8 Diagnose eines Prostatakrebses: Der PSA-Wert
1.9 Entnahme einer Gewebeprobe/ Prostatastanzbiopsie
1.10 Behandlung und Therapiemöglichkeiten
1.11 Patientenratgeber

1.1 Was ist eine Prostata?

Die Prostata ist ein Organ des männlichen Fortpflanzungssystems und wird auch Vorsteherdrüse genannt. Sie befindet sich direkt unterhalb der Harnblase und oberhalb des willkürlichen Schließmuskels. Sie formt in diesem Bereich einen Teil der Harnröhre. Die Prostata bildet einen großen Teil der Samenflüssigkeit (Ejakulat), die sie bei entsprechender sexueller Stimulation zusammen mit den Samenfäden (Spermatozoen) in die Harnröhre entleert. Die Spermatozoen gelangen über die Samenleiter von den Hoden zur Prostata.

1.2 Was ist ein Prostatakarzinom?

Beim Prostatakarzinom (kurz PCa) handelt es sich um den Prostatakrebs. Dies ist eine bösartige Tumorerkrankung, die vom Drüsengewebe der Prostata ausgeht. Der Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung des Mannes und stellt die dritthäufigste tödliche Krebserkrankung nach Lungen- und Darmkrebs dar.

1.3 Wie entwickelt sich der Prostatakrebs?

Das Prostatakarzinom entsteht überwiegend bei Männern in fortgeschrittenem Alter. Unterhalb von 45 Jahren ist es sehr selten.

Die exakte Ursache des Prostatakrebses ist zwar unbekannt, eine erbliche Komponente scheint jedoch eine Rolle zu spielen. Vor allem in den Industrieländern nimmt die Rate an bösartigen Prostataerkrankungen deutlich zu. Man beobachtet auch, dass Menschen mit hohem Fettkonsum ein deutlich erhöhtes Risiko haben, an einem Prostatakrebs zu erkranken.


Der Prostatakrebs entsteht in Folge eines Ungleichgewichtes von Wachstumsfaktoren, die das Wachstum und die Teilung der Zellen in der Prostata kontrollieren. Genetische Veränderungen im Erbmaterial der Prostatazellen können die Entstehung dieses Ungleichgewichtes begünstigen. In etwa 80 Prozent der Fälle entwickelt sich der Prostatakrebs im äußeren Bereich der Prostata, der so genannten Kapsel. Dabei können Gewebeveränderungen entstehen, die vom Arzt als ein harter Knoten bei der Untersuchung vom Enddarm aus getastet werden können.

1.4 Welche Symptome treten beim PCa auf?

Bei vielen Patienten treten Beschwerden von Seiten des Prostatakrebses wie z.B. Rückenschmerzen erst in fortgeschrittenem Stadium auf.
Rückenschmerzen können, aber müssen nicht mit einem Prostatakarzinom in Zusammenhang stehen. Im Anfangsstadium des Prostatakarzinoms sind Symptome eher die Ausnahme. Im fortgeschrittenen Stadium können Warnzeichen wie Blasenentleerungsstörungen, Knochenschmerzen und später Gewichtsverlust sowie Blutarmut auftreten.

1.5 Welche Metastasen können auftreten?

Bei fortschreitendem Wachstum des Prostatakrebses können die Zellen Anschluss an Lymphgefäße oder Blutgefäße gewinnen und sich damit im Körper ausbreiten. Üblicherweise bilden sich Tochtergeschwülste, sogenannte Metastasen, zunächst in den Lymphknoten im kleinen Becken und erst verzögert in anderen Organen.
In bestimmten Organen kann es im weiteren Verlauf zur Absiedlung von Tochtergeschwülsten kommen, die man dann Fernmetastasen nennt. Beim Prostatakarzinom treten Fernmetastasen vor allem in den Knochen oder der Lunge vor.

1.6 Wie kann man Metastasen feststellen?

Um Tochtergeschwülste in der Lunge auszuschließen, wird eine Röntgenaufnahme der Lunge angefertigt. Ein so genanntes Ganzkörper-Knochenszintigramm wird durchgeführt, um mögliche Tumorabsiedlungen im Knochen zu diagnostizieren. Röntgenaufnahmen oder Ultraschalluntersuchungen der Nieren zeigen, ob durch den Prostatakrebs bereits eine Harnabflussbehinderung (Urinstau in der Niere) aufgetreten ist.
Computertomographie oder Kernspintomographie sind teure Untersuchungsverfahren, die dem Urologen bei der Frage nach der einzuschlagenden Therapie in der Regel keine wichtigen Informationen liefern.

1.7 Wie kann man vorsorgen?

Für Männer ab dem 45. Lebensjahr wird eine jährliche Vorsorge mit Abtasten der Prostata und transrektalem Ultraschall (TRUS) empfohlen. Wenn bei nahen Verwandten Prostatakrebs bekannt ist, so sollte die Früherkennung bereits mit dem 40. Lebensjahr beginnen.

Zusätzlich sollte auch eine regelmäßige Messung des PSA erfolgen, um Veränderungen frühzeitig erkennen zu können.

Bei auffälligen Befunden wird im Rahmen einer Stanzbiopsie geprüft, ob ein Karzinom vorliegt.

1.8 Diagnose eines Prostatakrebses: Der PSA-Wert

Den entscheidenden Hinweis auf das Vorhandensein eines Prostatakrebses liefert heutzutage eine Blutuntersuchung, die Bestimmung des so genannten Prostataspezifischen Antigens (PSA). Das PSA ist eine Substanz, die ausschließlich in der Prostata produziert wird und zu einem gewissen Teil in die Blutbahn gelangt.

Männer ohne Erkrankung der Prostata haben in der Regel eine Blutkonzentration von weniger als 4 Nanogramm pro Milliliter (ng/ml). Eine Erhöhung des PSA auf Werte zwischen 4 und 10 ng/ml gilt als Graubereich: Gutartige Vergrößerung der Prostata (BPH), Prostataentzündungen oder auch Prostatakrebs können hierfür verantwortlich sein. Werte über 10 ng/ml sind immer verdächtig auf ein Prostatakrebs. Die endgültige Diagnose eines Prostatakrebses kann jedoch nur mit Hilfe einer Gewebeentnahme erfolgen.

Um unnötige Gewebeentnahmen zu vermeiden, versucht man heute, durch spezielle Messungen von PSA-Untereinheiten die Vorhersagegenauigkeit dieses Bluttests zu verbessern.

Wenn der Arzt einen verdächtigen Knoten an der Prostata tastet, sollte jedoch immer – unabhängig vom gemessenen PSA Wert – eine Gewebeentnahme erfolgen.

Leider übernehmen die Krankenkassen bei der reinen Vorsorge die Kosten für die Bestimmung des PSA-Wertes nicht. Es gibt viele Meinungen, ob eine PSA-Bestimmung Sinn ergibt oder nicht. Ich bin nach langjähriger Erfahrung der Meinung, dass die PSA-Kontrolle durchaus bei der Früherkennung von Prostatakarzinomen hilfreich ist.

1.9 Entnahme einer Gewebeprobe/ Prostatastanzbiopsie

Sollte der Verdacht auf eine bösartige Veränderung der Prostata, also auf ein Prostatakarzinom vorliegen, erfolgt bei normaler Blutgerinnung und unter antibiotischem Schutz eine Gewebeprobenentnahme aus der Prostata. Diese Untersuchung nennt man Prostatastanzbiopsie.

Die Angst, dass durch eine Abtastung der Prostata oder durch eine Stanzbiopsie ein vorhandenes Krebsleiden ausgelöst werden könnte oder ein ruhender Krebs aktiviert werden könnte, ist nicht richtig und durch Studien widerlegt.

Als wesentliche Vorbereitung besteht lediglich die Notwendigkeit der vollständigen Darmentleerung und der Einnahme eines Antibiotikums, welche am Tage vor der Biopsie beginnt. Das Antibiotikum wird Ihnen von uns rezeptiert.

Nach Gabe eines Antibiotikums und nach lokaler Betäubung werden die Gewebeproben mit Hilfe einer feinen Nadel nahezu schmerzfrei entnommen. Die Nadel wird gewöhnlich über den Enddarm in die Prostata vorgeführt. Üblicherweise wird heute eine Ultraschallsonde zur gezielten Entnahme einer Gewebeprobe unter Sicht verwendet. Das gewonnene Gewebe wird durch den Pathologen begutachtet und auf bösartige Zellen hin untersucht. Das Ergebnis liegt gewöhnlich innerhalb von einer Woche vor.

Da der Prostatakrebs an mehreren Stellen in der Prostata gleichzeitig wachsen und auf viele kleinere Knoten verteilt sein kann, besteht die Möglichkeit, dass diese kleinen „Krebsnester“ mit der Nadel verfehlt werden. Es ist daher manchmal erforderlich, die Gewebeprobenentnahme nach einer Latenzzeit zu wiederholen.

Der Eingriff erfolgt ambulant und dauert nur ca. zehn Minuten.

1.10 Behandlung und Therapiemöglichkeiten

Eine Behandlung mit Aussicht auf Heilung ist nur möglich, wenn das entartete Gewebe die Organgrenzen noch nicht überschritten hat und keine Metastasen vorliegen.

Therapeutische Optionen sind die Operation mit kompletter Entfernung der Prostata, die man Prostatektomie nennt, die Strahlentherapie und bei Frühformen des Tumors eine aktive Beobachtung („Active Surveillance“). Bei der Active Surveillance wird erst im Falle einer Zunahme der Aktivität des Krebses eine aktive Therapie eingesetzt.

Wenn sich der Patient für eine Operation entscheidet, wird in der Regel eine „minimal-invasive“ laparoskopisch roboterassistierte Operation mit dem DaVinci-System vorgenommen. Diese Operation stellt die modernste derzeit verfügbare operative Therapie dar.

Außerdem befinden sich viele „alternative“ Therapieoptionen in der Erprobung, jedoch reichen die bisherigen Daten bei keiner der Therapien für eine Empfehlung im Sinne der urologischen Therapieleitlinien aus.

Wird die Diagnose erst gestellt, wenn Symptome auftreten, kann eine Metastasierung, also eine Streuung des Tumors, bereits stattgefunden haben.
In diesen Fällen wird meist zunächst eine Hormontherapie eingeleitet, solange der Krebs noch darauf anspricht. Wenn dies nicht mehr der Fall ist, spricht man von einem „hormonrefraktären“ Tumor; hier können neben verschiedenen etablierten Chemotherapien auch neuere Substanzen im Rahmen von Studien zum Einsatz kommen.

Sollte bei Patienten im weit fortgeschrittenen Lebensalter ein Prostatakrebs diagnostiziert werden, kann dieser durch eine sogenannte hormonsuppressive Therapie medikamentös mit Depotspritzen behandelt werden.

1.11 Patientenratgeber zum lokal fortgeschrittenen und metastasierten Prostatakarzinom

Der Ratgeber wurde von Patientenvertretern und Ärzten erstellt und gemeinsam von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG), der Deutschen Krebshilfe (DKH) und der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) gefördert. Der fertige Ratgeber ist auf den Internetseiten des ÄZQ (ÄZQ) kostenlos herunterzuladen oder als Broschüre bei der Deutschen Krebshilfe bestellbar.