Pro und Kontra

Nach den aktuellen Zahlen ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern das Prostatakarzinom, rund ein Fünftel aller männlichen Krebspatienten leidet daran. Alljährlich diagnostizieren Ärzte etwa 40.000 Neuerkrankungen und über 11.000 Todesfälle aufgrund eines Prostatakarzinoms. Prostatakrebs ist derzeit bei Männern über 50 Jahren der am häufigsten diagnostizierte Tumor.

Das Prostatakarzinom gilt als eine „typische“ Alterskrankheit, das heißt eine Erkrankung wird mit steigendem Alter wahrscheinlicher. Bis zum 45. Lebensjahr erkrankten nach den Angaben des Robert-Koch-Instituts (www.rki.de) für das Jahr 2000 pro 100.000 Menschen in Deutschland rund 59 Männer, während in der Altersgruppe der über 75jährigen Männer immerhin 2.864 von 100.000 erstmals betroffen waren. Das Prostatakarzinom ist vorwiegend ein Drüsenkrebs, ausgehend von den Zellen der äußeren Drüsenanteile. Die Entstehungsursachen sind weitgehend unbekannt.

Den meisten Männern sind die möglichen Gefahren eines Prostatakarzinoms, aber auch die Möglichkeit der Früherkennung, nicht bekannt. Nur 15-20 Prozent nutzen die von den Kassen angebotenen Vorsorgeuntersuchungen. Doch gerade beim Prostatakrebs gilt: Je früher erkannt, desto höher sind die Heilungschancen. Auf dem heutigen Stand der Medizin könnten 90 Prozent der Fälle in einem frühen Stadium noch geheilt werden.

Die Krankheit verursacht anfangs nur wenige Beschwerden, die oft von den Patienten ignoriert werden. Schuld daran ist nicht nur eine allgemeine Nachlässigkeit in Bezug auf die Teilnahme an Vorsorgemaßnahmen, sondern zusätzlich Schamgefühle: Die bisher übliche rektale Untersuchung wird als peinlich empfunden. Bei vielen Patienten spielt auch die Angst vor eventuellen Begleiterscheinungen der Krebstherapie, wie der Verlust der Erektionsfähigkeit und das Risiko der Inkontinenz, eine Rolle. Schließlich motiviert auch das Wissen um die fehlende Effektivität der Untersuchung nicht eben zur Teilnahme.

Die digital-rektale Untersuchung (DRU) ist die gängigste Methode zur Früherkennung. Die Erkennungsrate von Tumoren im frühen Stadium ist jedoch durch reines Abtasten äußerst gering. Nur 8 bis 17 Prozent der Tumoren werden mittels Tastuntersuchung erkannt, vorausgesetzt sie befinden sich in einer dem Finger zugänglichen Region und haben bereits eine Größe von mehr als einem Kubikzentimeter erreicht.

Daher wird zusätzlich zur rektal-digitalen Untersuchung der Wert der PSA-Bestimmung im Blut zur Zeit diskutiert. Mit Hilfe des PSA-Werts können auch frühe Tumorerkrankungen erkannt werden, die noch nicht tastbar sind. Durch den Bluttest (Blut aus der Armvene) kann die Konzentration des prostataspezifischen Antigens (PSA), ein ausschließlich im Prostatagewebe gebildeter Eiweißkörper, bestimmt werden. Übersteigt die Konzentration des PSA einen bestimmten Wert, kann das ein Indiz für Prostatakrebs sein. Die Betonung liegt auf dem Wörtchen „kann“: Denn ein erhöhter Wert bedeutet nicht zwangsläufig Krebs, sondern kann auch durch andere Erkrankungen oder körperliche Aktivitäten wie Rad fahren kurzfristig entstehen.

Aufgrund des Vorwurfs eines „Fehlalarms“, voreiliger Gewebeentnahmen (Biopsien), möglicher Schäden durch eingeleitete Therapiemaßnahmen und nicht zuletzt der noch ausstehende wissenschaftliche Nachweis des Nutzens der PSA-Bestimmung für die Früherkennung des Prostatakrebses ist der PSA-Test in die Diskussion geraten. Der Arzt kann bei einem erhöhten PSA-Wert durch weitere Untersuchungen abklären, ob es sich um Krebs handelt oder nicht.

Wird ein Tumor nachgewiesen, bedeutet das nicht, dass sofort mit Bestrahlung behandelt oder operiert werden muss. Der Arzt wird versuchen, die Aggressivität des Tumors festzustellen – bei langsam wachsenden Tumoren und in höherem Lebensalter ist oft das „kontrollierte Beobachten“ die empfohlene Therapie.

Dem PSA-Test ist es oft zu verdanken, dass der Tumor in einem Stadium entdeckt wird, in dem er noch geheilt werden kann. Die Kosten für einen PSA-Test werden derzeit (noch?) nicht von den Gesetzlichen Krankenkassen übernommen.