Wenn sich die Harninkontinenz zum ersten Mal bemerkbar macht, wird das Problem in der Regel verdrängt. Die Betroffenen hoffen, dass die Harninkontinenz wieder vorübergehen wird. Oft wird sie auch als normale Erscheinung des Alterns gesehen, mit der man sich abfinden muss.

Dabei kann eine Harninkontinenz in den meisten Fällen behandelt werden. Auf diesen Seiten finden Sie Wissenswertes zur Thematik und hilfreiche Anstöße, selbst aktiv zu werden. Denn eine schwache Blase ist meist kein unabwendbares Schicksal. Machen Sie den ersten Schritt und schenken sich wieder ein Stück mehr Freiheit!

Was habe ich?

Der Arzt bezeichnet den Verlust der Fähigkeit, Urin bewusst zurück zu halten und den Zeitpunkt der Entleerung selbst zu bestimmen, als Harninkontinenz.

Verschiedene Formen der Harninkontinenz

Die bei Frauen am häufigsten vorkommende Form ist die so genannte Belastungsinkontinenz2. Bei körperlicher Anstrengung oder Anspannung wie zum Beispiel durch Lachen, Niesen oder Husten sowie bei körperlichen Belastungen wie zum Beispiel Treppensteigen oder Springen erhöht sich der Druck auf den Bauchraum. Wenn dabei die Verschlusskraft des Schließmuskelapparates nicht mehr ausreicht, wird ein unfreiwilliger Urinverlust ausgelöst. Davon zu unterscheiden ist die Dranginkontinenz. Wer von ihr betroffen ist, muss überdurchschnittlich häufig auf die Toilette gehen. Der Harndrang ist dabei so stark, dass bereits Urin verloren geht, bevor die Toilette erreicht wird. Darüber hinaus gibt es eine Mischform aus Belastungs- und Dranginkontinenz sowie weitere, jedoch sehr seltene Formen.

Harninkontinenz im Alltag

Insgesamt ist eine Harninkontinenz ein sehr häufiges Problem. Experten gehen davon aus, dass allein in Deutschland Millionen von Frauen darunter leiden3.
Doch in der Öffentlichkeit ist das Thema Harninkontinenz wenig präsent. Vielen Betroffenen fällt es schwer, darüber zu sprechen oder einen Arzt ins Vertrauen zu ziehen.
Sind Sie auch betroffen? Mit dem interaktiven Selbsttest können Sie Ihre persönliche Situation einschätzen.

Stattdessen passen viele ihren Alltag der Harninkontinenz an. Manche planen ihren Einkaufsweg so, dass jederzeit eine öffentliche Toilette in der Nähe ist, andere gehen insgesamt seltener vor die Tür. Bei allen Aktivitäten muss die Harninkontinenz mitbedacht werden. Auch  wenn  gewohnte Aktivitäten  beibehalten werden, kann das Leben nicht mehr so spontan geführt werden, wie man es vielleicht gerne möchte.

Doch so weit muss es nicht kommen, denn es gibt heute eine Reihe von Möglichkeiten, dem Problem zu begegnen. Das Wichtigste: nehmen Sie Hilfe in Anspruch!

Wer kann helfen?

Eine Harninkontinenz beeinflusst Ihre Ungezwungenheit und Lebensfreude. Werden Sie daher aktiv und wenden Sie sich an Menschen, die Ihnen helfen können, Ihre Situation zu verbessern.

Ein guter Einstieg kann eine Selbsthilfegruppe sein. Dort treffen Sie auf Frauen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben wie Sie selbst und mit denen Sie sich austauschen können. Außerdem erhalten Sie dort Informationen und Antworten auf Ihre Fragen zum Thema Harninkontinenz. Der Einstieg ist ganz einfach: Die meisten Gruppen bieten regelmäßige Treffen an, die Sie ohne Anmeldung besuchen können.
Auf den Internetseiten der „Deutschen Kontinenzgesellschaft e.V.“ (GIH) finden Sie ein Verzeichnis mit Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen in Ihrer Umgebung. Die Gesellschaft ist darüber hinaus ein guter Ansprechpartner für alle Fragen rund um Harninkontinenz.

Schließlich sollten Sie auch das Gespräch mit Ihrem Arzt suchen. Mit dem Thema Harninkontinenz können Sie sich an Ihren Gynäkologen, Urologen oder Hausarzt wenden.

Das 1. Arztgespräch

Sprechen Sie Ihre Situation aktiv an und warten Sie nicht darauf, dass Ihr Arzt Sie von sich aus danach fragt. Machen Sie ihm deutlich, wie Ihr Problem aussieht und fragen Sie ihn nach Behandlungsmöglichkeiten. Er wird sich der Sache annehmen und Sie professionell beraten.

Fragen Ihres Arztes

Meist wird Ihr Arzt Ihnen einige Fragen stellen. Sie sollten ihm möglichst genaue Angaben machen, wie sich Ihre Harninkontinenz äußert und in welchen Situationen sie auftritt.

Mögliche Fragen Ihres Arztes könnten sein:
Seit wann verlieren Sie ungewollt Urin?
Wie oft verlieren Sie in einer durchschnittlichen Woche Urin?
Wie groß ist die Menge ungefähr, die Sie verlieren?
In welchen Situationen verlieren Sie Urin?
Wie oft müssen Sie täglich die Toilette aufsuchen?
Verlieren Sie auf dem Weg zur Toilette bereits Urin?
Müssen Sie bei Harndrang sofort zur Toilette, oder können Sie etwas warten?

Weisen Ihre Antworten auf eine Harninkontinenz hin, wird Ihr Arzt Sie eingehend untersuchen.

Checkliste für den Arztbesuch

Harninkontinenz sollte Sie nicht daran hindern, Ihr Leben unbeschwert zu führen. Neue Therapieansätze können Ihnen dabei helfen. Sprechen Sie daher mit Ihrem Arzt darüber.

Diese Checkliste hilft ihnen, das Gespräch vorzubereiten, und geht näher auf folgende Punkte ein:
Was erwarten Sie von Ihrem Arzt?
Wie bereite ich mich vor?
Wie beginne ich das Gespräch?
Was könnte mein Arzt mich fragen?

Welche Fragen kann ich meinem Arzt stellen?

Diagnose
Basisuntersuchungen

Der Arzt wird Sie unter Umständen zunächst zu Geburten und Unterleibsoperationen sowie zu Medikamenten befragen, die Sie einnehmen. Anschließend wird er Sie körperlich untersuchen. Gegebenenfalls wird er Ihren Bauch abtasten, um sich zu vergewissern, dass Sie im Unterbauch keine Schmerzen haben, die auf eine Entzündung hinweisen könnten. Außerdem überprüft der Arzt den Zustand Ihres Beckenbodens. Das Gewebe dort kann durch Geburten oder Operationen geschwächt sein. Als Folge kann sich die Gebärmutter oder die Scheide gesenkt haben. Dies ist eine häufige Ursache von Inkontinenz bei Frauen.

Durch die Untersuchung einer Urinprobe will der Arzt eine mögliche Harnwegsentzündung ausschließen. Mittels Ultraschall kann er schließlich untersuchen, ob noch Urin in Ihrer Blase verbleibt, nachdem Sie auf der Toilette waren. Auch das gibt ihm wertvolle Hinweise auf die Art Ihrer Harninkontinenz.

Miktionstagebuch

Möglicherweise wird der Arzt Sie bitten, ein so genanntes Miktionstagebuch zu führen. Miktion ist der medizinische Fachausdruck für den Vorgang des Wasserlassens. In dem Tagebuch tragen Sie über einen bestimmten Zeitraum hinweg ein, wann und wie häufig Sie die Toilette aufsuchen müssen, in welchen Situationen Sie ungewollt Urin verlieren und wie viele Einlagen Sie benutzen. Es kann auch sinnvoll sein, Ihre Trinkmenge festzuhalten.

Weitere Untersuchungen

Manchmal kann es nötig sein, weitere Untersuchungen vorzunehmen, um andere Erkrankungen auszuschließen, wenn eine Behandlung nicht den gewünschten Erfolg bringen sollte oder um eine eventuell geplante Operation vorzubereiten. Dazu gehören:

Harnflussmessung
Blasenspiegelung
Blasendruckmessung
Druckprofilmessung
Elektromyografie des Beckenbodens
Videourodynamik

Behandlungsmöglichkeiten:

Es gibt heute zahlreiche Möglichkeiten, Harninkontinenz zu behandeln. Lassen Sie sich von Ihrem Arzt beraten, welche Methode in Ihrem speziellen Fall am meisten Erfolg verspricht.

Die Wahl der Behandlung hängt vor allem davon ab, welche körperlichen Ursachen des ungewollten Harnverlusts diagnostiziert sind und in welcher Form er bei Ihnen auftritt. Neben der Ausprägung der Symptome ist vor allem entscheidend, wie sehr Sie persönlich unter der Situation leiden. Bei der Belastungsinkontinenz, der häufigsten Form der weiblichen Harninkontinenz gibt es grundsätzlich drei unterschiedliche Wege der Therapie:

Physiotherapeutische Methoden: Medikamente, wobei hier die Hoffnung auf neuen Therapieoptionen liegt, operative Verfahren. Physiotherapie:

Beckenbodengymnastik
Elektrostimulation
Biofeedbackverfahren
Rüttelblatte

Vor allem bei einer Belastungsinkontinenz kann man oft schon mit Physiotherapie eine Besserung der Symptome erreichen. Durch bestimmte Übungen kann die Muskulatur gestärkt werden, die am Zurückhalten des Urins beteiligt ist.

Die meisten Frauen können ihren Beckenboden fühlen und bewusst anspannen. Für diese Frauen ist die Beckenbodengymnastik ein einfaches und leicht durchzuführendes Training für ihren Beckenboden. Die Beckenbodengymnastik hat zum Ziel, Übungen zu erlernen, die im Alltag zur Anwendung kommen können, um lebensbegleitend durchgeführt zu werden. Natürlich reicht es aus, die Übungen in wechselnder Intensität durchzuführen, ein abrupter, dauerhafter Abbruch der Therapie kann jedoch zu einem erneuten Auftreten der Beschwerden führen.

Ein gewisser der Teil der Frauen kann Ihren Beckenboden aber nicht bewusst anspannen. Für diese Frauen gibt es eine Reihe weiterer Techniken wie Elektrostimulation, Biofeedbacktraining bzw. die Nutzung einer Rüttelplatte. Die Entscheidung für die jeweilige Trainingsmethode sollte anhand einer vom Frauenarzt, Urologen bzw. Physiotherapeuten durchgeführten aktuellen Beckenbodenfunktionsprüfung getroffen werden. Kann die Beckenbodenmuskulatur nicht auf Kommando angespannt werden, sollte mit der Elektrostimulation begonnen werden. Gelingt es schon etwas, die Beckenbodenmuskulatur anzuspannen, kann ein Biofeedbacktraining zur Anwendung kommen. Die Beckenbodengymnastik kann schon begleitend zur Elektrostimulation und zum Biofeedbacktraining durchgeführt werden, bzw. kommt zum Einsatz, wenn die Frau die Beckenbodenmuskulatur bereits spürt und anspannen kann.

Beckenbodengymnastik

Die Muskeln des Beckenbodens sind für das einwandfreie Funktionieren der Blase äußerst wichtig. Sie halten sie in Position und stützen die Harnröhre. Nur so kann sich ausreichend Druck aufbauen, um die Blase geschlossen zu halten.

Mit zunehmendem Alter erschlafft die Beckenbodenmuskulatur, die wie ein Trampolin im Beckenboden gespannt ist. Da bei Frauen die Scheide die Beckenbodenmuskulatur durchstößt, ist deren Struktur weniger stabil als bei Männern. Dies ist auch ein Grund, weshalb Frauen häufiger unter Harninkontinenz leiden als Männer. Durch Geburten kann das Gewebe zusätzlich gedehnt oder gar verletzt werden. Wenn man nichts dagegen unternimmt, können Gebärmutter, Blase und Vagina mit der Zeit ihre Lage verändern und vorfallen. Dies ist eine der Hauptursachen für die Belastungsinkontinenz.

Durch eine konsequente Beckenbodengymnastik wird die Muskulatur gekräftigt und kann ihre Stützfunktion wieder ausführen. Die Übungen sind einfach zu erlernen und können auch in den Alltagsablauf eingebaut werden. Das erleichtert es, regelmäßig zu üben.

Mittlerweile bieten aber auch viele Fitnessstudios und Volkshochschulen Beckenbodengymnastik-Kurse an. Hier können Sie in der Gruppe trainieren – das bringt Spaß und motiviert. Und denken Sie daran: Voraussetzung für den Erfolg eines Beckenbodentrainings ist diszipliniertes Üben über einen längeren Zeitraum, denn seine volle Wirkung entfaltet das Training frühestens nach zwei bis drei Monaten.

Elektrostimulation

Gelingt es nicht, die Beckenbodenmuskulatur anzuspannen und den Harnstrahl beim Wasserlassen zu unterbrechen, dann sind meistens die Nerven zwischen Rückenmark und Beckenbodenmuskel in ihrer Funktion gestört. Da die Nerven durch elektrische Impulse die Informationen weiterleiten, ist es gut verständlich, dass durch eine Elektrostimulation die Nervenfasern regeneriert und die Muskulatur angespannt werden kann. Um die elektrischen Impulse nahe dem Beckenbodenmuskel zu platzieren, wird die Elektrode , die aussieht wie ein Tampon in die Scheide eingeführt. Das dazugehörige Elektrostimulationsgerät, ist etwa so groß wie ein Handteller.

Die Elektrode gibt Stromimpulse an die Beckenbodenmuskulatur und seine zuführenden Nerven ab. Zwischen den Impulsen gibt es stromfreie Phasen, damit die Muskulatur sich erholen kann. Intelligentere Geräte geben die Stromimpulse erst dann ab, wenn Sie durch den Beckenbodenmuskel bis zu einem bestimmten Grad selbst angespannt haben.

An dem Gerät können Sie die Stromstärke individuell regeln. Umso moderner die Geräte, umso einfacher sind sie zu bedienen. Die Stromtherapie sollte täglich für 20 Minuten durchgeführt werden, natürlich darf auch mal ein Tag ausgelassen werden. Nach dreimonatiger Anwendung wird entschieden, ob eine Verlängerung der Therapie sinnvoll ist, ggf. kann das Gerät auch auf Dauer verordnet werden. Erste Erfolge können sich schon nach 4 Wochen zeigen. Die Kosten werden von den gesetzlichen Krankenkassen (bei privaten Krankenkassen auf Anfrage) getragen. Elektrostimulationsgeräte sollten nicht während der Menstruation, in der Schwangerschaft, bzw. im Wochenbett benutzt werden. Ernste Nebenwirkungen sind nicht bekannt.
Ihr Arzt wird Sie in die Anwendung des Gerätes einführen.

Biofeedbackverfahren

Biofeedback (natürliche Rückmeldung / Erfolgsmeldung) Training beruht, wie der Name schon sagt, darauf, dass die Patientin nach Anspannung der Beckenbodenmuskulatur eine positive Rückmeldung erhält, dass sie die richtigen Muskelgruppen einbezogen hat. Wurden z.B. nur die Gesäßmuskeln angespannt, bleibt die Erfolgsmeldung aus. Voraussetzung für das Biofeedbackverfahren ist, dass Sie Ihren Beckenboden bewusst anspannen können. Man kann kontrollieren, ob die Beckenmuskulatur korrekt angespannt wird und gegebenenfalls gleich korrigieren.

Bei einer Variante des Biofeedback wird ein Stäbchen an der Elektrode befestigt, das beim richtigen Anspannen der Muskulatur zum Beckenboden hin rotiert. Luftgefüllte Scheidensonden können mittels angeschlossenem Druckmessgerät die gezielte Anspannung demonstrieren. Moderne Geräte messen den Stromimpuls der Beckenbodenmuskulatur bei seiner Kontraktion, dies wird auch als Elektromyogramm bezeichnet.

Eine Sonderform des Biofeedbacktrainings ist das sogenannte Konustraining. Hierfür werden Konen mit unterschiedlichem Gewicht verwendet. Begonnen wird mit dem leichtesten Konus, der wie ein Tampon in die Scheide eingeführt wird und für mind. 20 min gehalten werden soll. Im Fortlauf des Trainings wird dann schrittweise das Gewicht gesteigert.

Rüttelplatte

Das Rüttelplattentraining stellt eine neuartige Form der Beckenbodentrainings dar. Dafür stellen Sie sich auf eine Plattform, welche Vibrationen erzeugt, die auf den Körper übertragen werden. Durch die Vibrationen kommt es kurzzeitig zur Überdehnung der Skelettmuskulatur, die dann zur Kontraktion der Muskulatur führt.

Unter Anleitung eines erfahrenden Physiotherapeuten können durch gezielte Übungen auf der Rüttelplatte systematisch die Muskeln aktiviert werden, die Ihre Blase verschließen und somit Urin zurückhalten.

Eine Übungseinheit dauert ca. 15 Minuten, wenigstens 10 bis 15 Sitzungen sind notwendig, um erste Erfolge zu erzielen. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Kombination von herkömmlicher Beckenbodengymnastik und Vibrationstherapie einen großen Erfolg zeigt. Die Behandlungskosten für diese Vibrationstherapie werden bisher nicht von den Krankenkassen getragen.

Für den Altag
Körperpflege

Wenn Urin auf die Haut gelangt, sollte er möglichst rasch abgewaschen werden. Verwenden Sie dazu spezielle Waschlösungen, keinesfalls aber Seife. Besonders bei häufigem Waschen strapaziert das die Haut. Mittlerweile gibt es spezielle pH-neutrale Waschlotionen für den Intimbereich. Achten Sie darauf, die Haut danach vollständig zu trocknen – auch in eventuellen Hautfalten. So vermeiden Sie Hauterkrankungen. Hautpflegende Lotionen oder Cremes unterstützen die natürliche Schutzfunktion der Haut.

Einlagen

Außer in sehr leichten Fällen sollten Sie bei Harninkontinenz keine normalen Slipeinlagen verwenden. Es gibt spezielle Einlagen, die den Urin trocken und geruchsneutral einschließen. Mittlerweile sind viele verschiedene Modelle auf dem Markt, die größtenteils auch sehr unauffällig getragen werden können.

Trinken

Versuchen Sie auf keinen Fall, Ihr Problem zu lösen, indem Sie weniger trinken! Dieses Vorgehen schadet Ihrer Gesundheit und schafft keine Abhilfe bei Harninkontinenz. Der Körper benötigt im Schnitt etwa zwei Liter Flüssigkeit am Tag. Wenn Sie wesentlich weniger zu sich nehmen, kann das auch negative Auswirkung auf die Blase haben. In der Blase können sich Bakterien befinden, die aber durch den Urin ständig ausgeschwemmt werden. Wenn sich die Blase durch zu wenig Trinken nicht mehr richtig füllt, vermehren sich die Bakterien und dies kann  zu Erkrankungen führen.

Was ist eine Mischinkontinenz und wie häufig ist sie?
Wie diagnostiziert der Arzt eine Harninkontinenz?
Was kann man gegen Belastungsinkontinenz tun?
Wann ist eine Operation der richtige Schritt zur Behandlung?

Wie viele Frauen in Deutschland leiden an einer Harninkontinenz?

In Deutschland leiden nach Schätzungen der Deutschen Kontinenzgesellschaft e.V. (GIH) Millionen von Frauen an verschiedenen Formen und Ausprägungen der Harninkontinenz. In etwa der Hälfte der Fälle handelt es sich um eine Belastungsinkontinenz.2 Bei dieser Form der Harninkontinenz erhöht sich bei körperlicher Anstrengung oder Anspannung, wie etwa Lachen, Niesen oder Husten sowie körperliche Belastungen, wie z.B. Treppensteigen oder Springen der Druck im Bauchraum, so dass die Verschlusskraft des Schließmuskelapparates nicht mehr ausreicht und Urin unfreiwillig austritt.

Ist die Harninkontinenz ein typisches Frauenleiden?

Ja, wenn es um eine bestimmte Form geht: die Belastungsinkontinenz (früher auch als Stressinkontinenz bezeichnet). Viele jüngere Frauen leiden nach Geburten unter einer Belastungsinkontinenz. Durch Schwangerschaft und Geburt wird der Beckenboden geschwächt. Dies führt häufig zu unwillkürlichem Urinverlust bei körperlicher Anstrengung oder Anspannung, wie zum Beispiel Lachen, Niesen oder Husten sowie bei körperlichen Belastungen, wie z.B. Treppensteigen oder Springen. Eine andere Form der Krankheit, die Dranginkontinenz, betrifft mehr Männer. Die Dranginkontinenz trifft eher ältere Menschen.

Warum sprechen viele Betroffene mit niemandem über ihre Harninkontinenz?

Weil es vielen einfach peinlich ist, wenn sie ihre Blase nicht kontrollieren können. Auch glauben manche Frauen noch immer, Belastungsinkontinenz  sei ein „normales“ Altersproblem, mit dem sie sich abfinden müssen. Harninkontinenz ist jedoch eine Krankheit, mit der man sich nicht abfinden muss, sondern die behandelt werden kann. Viele Frauen versuchen aber über Jahre, ihr Problem zu verstecken und behelfen sich mit Einlagen und anderen Hilfsmitteln, bevor sie einen Arzt um Rat fragen. Auch viele Ärzte sprechen das Thema nicht gern aktiv an, so dass beim Thema Belastungsinkontinenz häufig eine „doppelte Sprachlosigkeit“ vorherrscht.

Gibt es verschiedene Formen von Harninkontinenz?

Ja. Es gibt zwei Hauptformen: die Belastungsinkontinenz und die Drangsinkontinenz. Außerdem gibt es eine Mischform aus Belastungs- und Dranginkontinenz. Da die verschiedenen Formen zum Teil auch unterschiedlich behandelt werden müssen, muss der Arzt eine genaue Diagnose zur Abgrenzung stellen.

Was ist eine Belastungsinkontinenz?

Von Belastungsinkontinenz spricht man dann, wenn man bei körperlicher Anstrengung oder Anspannung, wie z.B. Lachen, Niesen oder Husten sowie bei körperlicher Belastung, wie z.B. beim Treppensteigen oder Springen plötzlich unfreiwillig Urin verliert. Dies liegt daran, dass durch die körperliche Belastung der Druck im Bauchraum erhöht wird und die Verschlusskraft des Schließmuskelapparates nicht mehr ausreicht.

Wie entsteht eine Belastungsinkontinenz?

Entscheidend für die Entstehung einer Belastunginkontinenz  sind die Druck- und Spannungsverhältnisse im Unterleib. Wird die Muskulatur des Beckenbodens geschwächt und senkt sich die Gebärmutter ab, fehlt der Harnröhre genügend Spannung, um bei ansteigendem Druck im Bauchraum durch Belastungen den Blasenschließmuskel bei gefüllter Blase geschlossen zu halten. Gründe für eine derartige Schwächung der Beckenbodenmuskulatur können z.B. hormonelle Veränderungen während der Wechseljahre oder Schwangerschaft und Geburt sein. In der Folge kann es dann passieren, dass bei körperlicher Anstrengung und Anspannung, wie z.B. beim Lachen, Niesen oder Husten sowie bei körperlicher Belastung, z.B. durch Treppensteigen oder Springen Urin austritt. Eine Belastungsinkontinenz wird auch durch Alterungsprozesse, z.B. Hormonmangel in den Wechseljahren, sowie durch Übergewicht begünstigt.

Was ist eine Dranginkontinenz und wie äußert sie sich?

Wenn man häufiger als normal, also beispielsweise mehr als acht Mal am Tag, zur Toilette geht und einen nicht zu beherrschenden Harndrang mit Urinverlust verspürt, spricht man von einer Dranginkontinenz. Dieser Drang ist so stark, dass es die Betroffenen oftmals nicht mehr rechtzeitig auf die Toilette schaffen. Dahinter steckt in den meisten Fällen eine Überaktivität des Blasenmuskels. Etwa jede fünfte Frau mit Harninkontinenz leidet unter einer Dranginkontinenz2. Männer sind doppelt so häufig von einer Drangsymptomatik betroffen. Eine Dranginkontinenz tritt vor allem bei älteren Menschen auf. Die Betroffenen müssen zwar oft Wasser lassen, können dabei aber nur geringe Urinmengen entleeren. Das Wasserlassen kann brennen und starke Schmerzen im Unterleib sind ebenfalls nicht selten.

Was ist eine Mischinkontinenz und wie häufig ist sie?

Bei einer Mischinkontinenz treten Symptome der Belastungsinkontinenz und der Dranginkontinenz auf. Etwa jede dritte Frau mit Harninkontinenz leidet unter einer Mischform2.

Wie diagnostiziert der Arzt eine Harninkontinenz?

Zunächst fragt der Arzt danach, seit wann und in welchen Situationen es zu einem unfreiwilligen Tröpfeln oder unkontrollierbarem Urinfluss kommt. Dazu füllt er mit der Patientin einen Fragebogen aus. Dann untersucht er den Beckenboden und überprüft den Urin auf mögliche Infektionen. Häufig macht der Arzt noch eine Ultraschalluntersuchung der Harnwege. In der Regel bittet er die Patientin, ein so genanntes Miktionsprotokoll zu führen. Dies ist ein Tagebuch, in das man einträgt, wie viel man täglich trinkt, wie oft man zur Toilette gehen muss, wie häufig es zu ungewolltem Urinverlust kommt und wie viele Einlagen man am Tag braucht. Meist kann der Arzt dann abklären, welche Form der Harninkontinenz vorliegt und eine Behandlung vorschlagen. Nur wenn diese Diagnosemöglichkeiten keinen Erfolg bringen oder der Arzt noch keine eindeutige Entscheidung treffen konnte, wird er verschiedene Funktionsmessungen vornehmen. Zu diesen so genannten urodynamischen Messmethoden gehören z.B. eine Blasenspiegelung, eine Blasendruckmessung und andere Untersuchungen. Diese speziellen Diagnosemöglichkeiten führt meist ein Facharzt für Urologie durch.

Was kann man gegen Belastungsinkontinenz tun?

Hier gibt es eine Reihe von Behandlungsmöglichkeiten. Wichtigster Schritt ist ein aktives Beckenbodentraining, das jede Frau selbst durchführen kann. Es sollte mit der Hilfe von Physiotherapeuten erlernt werden. Entscheidend für den Erfolg ist allerdings, dass man regelmäßig trainiert. Zur Unterstützung gibt es so genannte Vaginalkegel, die in die Scheide eingeführt und durch aktive Muskelanspannung dort gehalten werden. Mit dem Biofeedback-Verfahren kann man das Training kontrollieren. Eine spezielle Sonde macht die Muskelbewegungen hörbar oder sichtbar. Mit anderen Geräten kann der Beckenboden auch elektrisch stimuliert werden. Das ist völlig schmerzfrei und hat einen ähnlichen Effekt wie das Training. Medikamente gab es bisher nur für die Behandlung der Dranginkontinenz, die ja nur etwa ein Fünftel aller Frauen mit Harninkontinenz betrifft.2 Deshalb denken viele Frauen darüber nach, sich wegen ihrer Harninkontinenz operationen zu lassen.

Wann ist eine Operation der richtige Schritt zur Behandlung?

Eine Operation ist angebracht, wenn die anderen Möglichkeiten nicht zum gewünschten Erfolg führen. Die Operation ist zwar nach wie vor die wirksamste, aber auch die aufwändigste Form der Behandlung. Es gibt mehr als 100 operative Methoden. Die Erfolgsraten eines chirurgischen Eingriffs liegen zwar zwischen 60 und 90 Prozent, aber nur jede zweite Frau ist mit dem Ergebnis wirklich zufrieden8. Am bekanntesten ist die TVT-Methode, die bei Belastungsinkontinenz angewandt wird. Dabei führt der Operateur unter örtlicher Betäubung ein spezielles Band spannungsfrei um die Harnröhre und fixiert es hinter dem Schambein, so dass kein Harnverlust mehr auftritt.

Abdominale Methode nach Burch

Bei dieser Operationsmethode wird die Lage der Scheide verändert. Sie wird angehoben und in die Nähe des Blasenhalses verlagert. Dadurch erhöht sich der Verschlussdruck in der Harnröhre. Diese kann dem Druck der Blase wieder besser standhalten und der unfreiwillige Verlust von Urin wird eingeschränkt. Der Eingriff erfolgt über einen Bauchschnitt.

Beckenboden

Der Beckenboden besteht aus drei Muskelschichten, die wie ein Trampolin zwischen Steißbein, Schambein sowie rechtem und linkem Sitzknochen gespannt sind. Der Beckenboden stützt alle Organe des kleinen Beckens und den gesamten Rumpf.

Beckenbodentraining

Gezieltes Training zur Stärkung des Beckenbodens. Die Stärkung der Muskulatur des Beckenbodens trägt zur Erhöhung der Verschlusskraft der Blase bei.

Belastungsinkontinenz

(früher auch „Stressinkontinenz“ genannt) Ungewollter Urinabgang bei Druckerhöhung im Bauchraum, z.B. durch Lachen, Niesen oder Husten sowie bei körperlicher Belastung wie Treppensteigen. Mit 49 Prozent ist die Belastungsinkontinenz die häufigste Form der weiblichen Harninkontinenz2. Sie ist fast ausschließlich ein Frauenleiden und betrifft auch jüngere Frauen, z.B. nach Geburten.

Biofeedback-Verfahren

Das Biofeedback-Verfahren ermöglicht die Kontrolle des Beckenbodentrainings: Über eine Sonde wird die Bewegung der Muskulatur sichtbar oder hörbar gemacht.